Der Waschsalon
Der Himmel über der Wüste wurde blutrot und tauchte die riesigen Kakteen in ein gespenstiges Licht. Jonny saß in seinem Schaukelstuhl auf seiner Veranda und blickte besorgt nach oben. Wie viel dieser starken Unwetter hatte er schon erlebt. Blitze zuckten am Himmel und entluden eine unglaublich starke Elektrizität und schon hallte der Donner. Sturm kam auf und wie immer fiel dazu kein einziger Tropfen Regen. Es war so heiß, dass das Atmen schwerfiel. Die Dielen der Veranda knarzten unter Jonnys Gewicht, als er hineinging, um die morschen undichten Fenster zu schließen. Danach legte sich Jonny ins Bett, lauschte dem Donner und schlief ein.
Jonny lebt seit 10 Jahren am Rande dieser Wohnwagensiedlung in Wretched City. Damals vor 10 Jahren gab es in seinem Leben einen Punkt, an dem er beschloss allein zu wohnen, irgendwo abseits der Zivilisation, frei von Zwängen und Vorschriften und frei von den Vorstellungen anderer Menschen, wie er sein Leben zu leben hat.
Ihm gehört das einzige Haus in dieser gottverlassenen Gegend. Und außerdem fand Jonny hier einen geldbringenden Job. Er hatte sein gesamtes Vermögen in einen Waschsalon investiert.
Eine hervorragende Idee, denn die Bewohner der Wohnwagen haben weder Strom noch fließendes Wasser. Kundschaft war ihm also auf Ewigkeiten gesichert.
In der Wohnwagensiedlung von Wretched City wohnen die, die woanders nicht weiterkamen, seltsame Vögel, Aussteiger und Eigenbrötler. Hier gibt es keine Polizei und keine Regeln.
Kurz vor Mitternacht hatte das Gewitter endlich nachgelassen. Der Donner grollte weit entfernt. Und auch der Sturm hatte sich gelegt.
Jonny ging zum Waschsalon. Er wollte nachschauen, ob auch alles in Ordnung ist und das Unwetter keine Schäden angerichtet hat.
Jonny schloss auf. Es war ihm irgendwie unheimlich zu mute. Er betrat den Raum und hatte das Gefühl, dass die Wände auf ihn zukamen. Das macht die Einsamkeit hier, dachte er. Er sah sich um. Das Unwetter hatte keine Schäden angerichtet. Aber warum war die große Waschmaschine an? 20 kg Wäsche konnte das Ding fassen. Unnützer Stromverbrauch, dachte Jonny und wollte die Maschine ausschalten. Das funktionierte aber nicht. Jonny schaute in die riesige Trommel. Und dann war es, als würde ihn ein starker Sog in das Innere der Maschine ziehen. Jonny stemmte sich dagegen. Aber es half nichts. Die Waschmaschine zog ihn in sich hinein. Die Tür schloss sich und das Waschprogramm startete. Jonny schlug gegen die Tür. Immer mehr Wasser lief in die Maschine. Die Temperatur heizte auf. Es zischte und brodelte. Jonny war gefangen und hatte keine Chance sich zu befreien.
Schweißgebadet erwachte Jonny in seinem Bett. Die Sonne schien. Es war 9.00 Uhr morgens. Jonny hatte kein Gefühl für Raum und Zeit. Erst eine ganze Weile später realisierte er, dass er nur geträumt hatte.
Jonny stand auf und ging hinüber zum Waschsalon. Er wollte nachschauen, ob auch alles in Ordnung ist und das Unwetter keine Schäden angerichtet hat.
Jonny schloss auf. Es war ihm irgendwie unheimlich zu mute. Er betrat den Raum und hatte das Gefühl, dass die Wände auf ihn zukamen…
Diese Geschichte ist frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten mit Personen und Ereignissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Autorin Annett Hertl
Illustration /Titelbild Annett Hertl